LARIFARI
Fakenews
Foto © Alex Jones/InfoWars.com
Ich bin ein politisch und frei denkender Mensch. Seit frühester Jugend. Ich habe, als
geborener DDR-Bürger und Kind liberaler und kritischer Eltern gelernt, abzuwägen, wo die
Wahrheit liegt und wo nicht. Der Unterschied zwischen Propaganda, Lüge, Interpretation
und Nachrichten war in der DDR oft schmalgradig. Mein Elternhaus lehrte mich,
unabhängig zu denken, genau hinzuschauen und nie einer Seite zu glauben. Hinterfrage
Dinge, sei neugierig, schau, wer ein Interesse und den Nutzen an mancher Meldung hat,
dann weißt Du oft mehr, was dahinter steckt. Das habe ich mir bis heute bewahrt.
Ich bin neugierig geblieben. Verfolge regelmäßig die Nachrichten unterschiedlicher
Quellen und mache mir ein Bild. Auf dieser Grundlage habe ich es immer genossen, mit anderen verschiedene Themen zu diskutieren oder nur darüber zu
sprechen. Auch wenn man anderer Meinung war, waren diese Gespräche immer eine Bereicherung meines Lebens. Wenn gute und nachvollziehbare
Argumente der Gegenseite aufkamen, hatte man zudem immer Stoff zum Nachdenken und zog gegebenenfalls seine Meinung in Zweifel oder revidierte sie.
Auch ich habe es umgekehrt geschafft, Aspekte einzubringen, die meinen Gesprächspartner zweifeln ließen. Die Basis bildeten dabei grundsätzlich Wissen,
Fakten und Hintergründe.
Dieses Vorhandensein einer Diskussions- und Streitkultur, des Austausches mit anderen war wichtig und hat mir viele Themenbereiche eröffnet, mit denen ich
mich sonst nie auseindergesetzt hätte. In den vergangenen Jahren hat sich diese Kultur verändert. Zu meinem Leidwesen. Es gibt nur noch sehr wenige in
meinem Umfeld, mit denen man Gespräche teilen kann, die ernsthaft und respektvoll sind und auf beidseitigem Gewinn beruhen.
Vielmehr stösst man heutzutage in Diskussionen, meist politischer oder gesellschaftlicher Natur, auf Granit, weil sich die Gegenseite partout von ihrem
Meinungsbild nicht lösen kann und darauf beharrt. Meinung ist Meinung. Ansicht ist Ansicht. Argumente und Fakten greifen kaum noch, die Wahrheit spielt nur
bedingt eine Rolle und dezente Hinweise darauf, dass manche Aussagen nicht ganz korrekt wären, werden eher als persönlicher Angriff wahrgenommen, als als
Diskussionsgrundlage. Dass sich dabei, um nur ein zufälliges Beispiel zu nennen, der militante Veganer ganz zufällig auf Seiten der Fleischliebhaber verirrt und
sein persönliches Weltbild lautstark verkündet, zur Not auch mit wüsten Beschimpfungen und Beleidigungen, ist in vielen Themenbereichen keine Seltenheit
mehr. Um diese Gespräche in die richtige Richtung zu lenken, werden gern Totschlargumente gezückt, die jeglichen Konsens zunichte machen. Man will nicht
mehr diskutieren, es geht auch meist nicht mehr um die Wahrheitsfindung, sondern man will nur Recht behalten, weil es ins eigene Weltbild passt. Was sich
dort nicht einfügt wird passend gemacht, auch wenn man dazu alternative Szenarien und Fakenews erschaffen muss, um noch einigermaßen glaubwürdig zu
wirken.
Warum sich diese Diskussionskultur so entwickelt, beschäftigt mich. Richtig verstehen werde ich es nicht. Ich kann nur mutmaßen. Und was es am Ende diesen
Leuten bringt, außer Unmut zu stiften, ist mir ein Rätsel. Somit begann ich diesen Artikel zu schreiben. Mittlerweile in der dritten Fassung mit dem dritten
Ansatz.
Aber von vorn: Mir sind solche Gespräche, wie ich sie beschrieb, nicht ganz fremd. In der eigenen Familie habe ich sie bereits vor Jahrzehnten erlebt. Hätte
Donald Trump ein Vorbild für sein Handeln und Auftreten gesucht, wäre wahrscheinlich meine eigene Großmutter die erste Wahl für ihn gewesen. Wenn ich es
nicht besser wüsste, hielte ich sie für die Urheberin der ersten Fakenews, obwohl dieser Begriff zu ihrer Zeit eher nicht im geläufigen Sprachgebrauch stand. Im
Erfinden alternativer Fakten und Wahrheiten war sie spitzenklasse und zudem Champion in der Disziplin "Leute vor den Kopf stossen" Was in ihrem Lebenslauf
nicht passte, wurde verschwiegen, angespasst oder verleugnet. Ihre Wahrheiten wurden dann gern und so oft wiederholt, dass sie bis zu ihrem Lebensende
Bestand hatten. Und daran gab es nichts zu rütteln. Sei es der Fakt, eine alternative Krankheit für ihren Vater zu ersinnen, der sein Sprachvermögen verlor, weil
ihr die ursprüngliche Diagnose nicht passte, das Ignorieren, dass sie einen Enkel hatte, weil sie sich als Großmutter zu jung vorkam, oder das Verleugnen, dass
es jeh eine Alkoholkrankheit auf dieser Welt gegeben hätte. Mein Vater erkrankte daran. Sie hielt das für einen großen Unfug. Die einzige Konsequenz, die sie
daraus zog, war, ihm nach einem erfolgreichen Entzug beim ersten Besuch ein feines Bierchen zu kredenzen. Je älter ich wurde und je öfter ich von unwahren
Anpassungen ihrer Biographie hörte, umso mehr begehrte ich gegen sie auf, bis das Verhältnis irgendwann zerrüttet war. Oft berichtigte ich sie in ihren
Erzählungen vergangener Tage, weil ich viele Situationen selbst miterlebte. Das brachte mir zusätzlichen Unmut ein, weil ich das schließlich alles gar nicht
wissen könne, da ich zu diesem Zeitpunkt ihrer Meinung nach zu jung war... Sie perfektionierte dieses System, so dass sie am Ende viele dieser Geschichten
selbst glaubte und eine Welt schuf, die mit der Realität oft nichts zu tun hatte. Erinnerungen anderer, auch wenn es die selben waren wie meine, zählten nicht.
Sie selbst müsse das schließlich wissen. Nichts, auch die Wahrheit nicht, konnten daran etwas ändern. Nun sollte man meinen, jaja, Familiengeheimnisse gibts
überall. Oder solche Einzelfälle gibts ab und zu im engeren Kreis. Und ja: Davon ging auch ich lange aus. Mich hatte dieses Verhältnis zu meiner Großmutter so
beschäftigt, dass ich eines Tages vieles niederschreiben musste, um meinen Seelenfrieden zu finden. Herausgekommen sind über 30 DinA4 Seiten.
Ein zweites Ereignis prägte mich viele Jahre später. Hier ging es nun nicht mehr nur um einen kleinen Kreis des engeren Umfelds, sondern um einen groß
angelegten Versuch, die gesamte Bevölkerung zu täuschen. Ich habe mich dazu bereits sehr ausführlich und detailliert in meinem Blog geäußert und werde
deshalb versuchen, das Thema kurz zu halten. Ich stieg 2011 auf die sogenannte E-Dampfe um. Ich war vorher starker Raucher und bin durch Zufall auf die zu
95% weniger gesundheitsschädliche Alternative gestossen und dabei geblieben. Das war eine sehr persönliche Entscheidung und für mich ein guter Entschluss.
All den gesundheitsschädlichen Wirkungen, die ein Verbrennungsprozess mit sich bringt, entfliehen. Was der dampfenden Gemeinschaft damals jedoch
entgangen war ist, dass sie mit ihrer Art der Genussmittelzufuhr einige große Branchen und Institutionen bedrohte. Der Staat verliert die Tabaksteuer, die
Zigarettenindustrie und die Pharmaindustrie ihre Einnahmen, letztere sogar doppelt, wenn man sich den Milliardenmarkt an Nikotinersatzprodukten und auf
der anderen Seite den Absatz teurer Medikamente anschaut, die raucherbedingte Krankheiten heilen sollen. Zudem gefährdete man alle abhängigen
Institutionen, die diesen Märkten nahestehen, wie z.B. die WHO, die zu einem Großteil von der Pharmaindustrie gesponsert wird. Was passierte? Genau das,
was zu erwarten war. Niemand ließ sich die Butter vom Brot nehmen. Man investierte Unsummen, um diesem Treiben der Tabakflüchtlinge entgegenzutreten.
Trotz hunderter Studien, zum Teil von den Gegnern selbst in Auftrag gegeben und finanziert, ließen sich in jetzt über 11 Jahren, seit den ersten Studien direkt zur
Dampfe, keinerlei nennenswerte Risiken oder nachweisbarer Schädigungen feststellen. Sehr zum Leidwesen der betroffenen Branchen. Auch nicht schlimm.
Dann erfinden wir halt was. In einer recht kreativen Phase ersann man auch hier fast monatlich alternative Fakten, die weit von der Realität entfernt lagen, oder
bereits längst wissenschaftlich widerlegt wurden. Nur das haben die Medien meist ignoriert. Seitdem strotzen Zeitungsmeldungen und das Internet von
Konjunktiven möglicher Gefahren, von mysteriösen Warnungen, Vermutungen und persönlichen Meinungen selbsternannter Experten. Auch selbst erstellte
Metastudien der Gegner wurden präsentiert, die sich aus wohlgewählten Passagen seriöser Studien zusammensetzen und Konstrukte ergaben, die letztendlich
zum gegenteiligen Schluss führten, als die wissenschaftliche Forschung. Ganz in ihrem Sinne. Fakten zählten hier nicht, sondern nur das Ergebnis. Noch heute
bedienen sich diverse Medien hanebüchener Aussagen, um das Bild der gefährlichen Dampfe aufrecht zu erhalten. Na fein! Was man mit Geldmitteln alles so
erreichen kann.
Dass ein finanzielles Interesse vor wissenschaftlichen Erkenntnissen und zudem noch vor dem gesundheitlichen Aspekt zelebriert wird, erschreckte mich ein
wenig. Hier ging es zwar um viel Geld, aber ist es das tatsächlich wert? Was mich noch viel mehr erschütterte, war die Reaktion meines Umfeldes. Mit
brennenden Zigaretten im Mund wurde mir regelmäßig erklärt "Du, die Dinger sind aber gefährlich! Ich lass ja da lieber die Finger von" Aufklärung brachte hier
nichts. Die Fakenews wirkten nach und waren in den Köpfen. Oftmals reichten schon reisserische Überschriften in den Medien, um den rauchenden
Tabaksüchtigen bei der Stange zu halten.
Womit wir in der heutigen Zeit angelangt wären. Hier und heute sind es nicht mehr nur allein wirtschaftliche Interessen, sondern auch persönliche und
politische. Die Überschriften und schlagkräftigen Aussagen wanderten von den offiziellen Medien in die sozialen Netzwerke und auf die vielfältigsten
Internetseiten. Ungeprüft und effektreich werden hier Meinungen, Theorien und Vermutungen in die Welt geschrien, die einem die Haare zu Berge stehen
lassen. Gar nicht erst als Diskussionsgrundlage, sondern gleich als unstreitbarer Fakt. Zudem verstärkt sich mein Eindruck, dass die Hemmschwelle für
rassistische, antisemitische und menschenverachtende Äußerungen extrem gesunken ist. Oft verbunden mit einer gehörigen Portion Hass und Verachtung,
Hetze und Pöbeleien. Hier zweifelt man am gesunden Menschenverstand. Haben einige Leute in diesem Land das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung
falsch verstanden? Ist es die vermeintliche Anonymität des Internets, die diese Verrohung des Umgangtons fördert? Was treibt diese Menschen an, diese
Aggressivität nach aussen zu tragen? Ich verstehe es nicht!
Mein Textdichter Torsten schrieb vor einiger Zeit einen Kommentar, der zum Thema passte und den ich gern zitieren möchte: Er lautete: Immer öfter habe ich
den Eindruck, in einer ganz fürchterlichen Diktatur zu leben, in der ich permanent überwacht werde, nicht sagen darf, was ich denke und generell über alle
Medien manipuliert werde. Dies jedenfalls genau so lange, bis ich Facebook verlasse, und meinen normalen Tag beginne.
Überall wimmelt es von Begriffen wie Systemmedien, Lügenpresse, Schlafschafe, Gutmenschen, Altparteien und Merkel-Diktatur. Denkt wirklich die Mehrheit
der Menschen so? Ich hoffe und glaube, dass dies nicht der Fall ist. Eigenartigerweise kenne ich auch niemanden, und bin in der freien Wildbahn auch noch
niemandem begegnet, der so denkt. Offensichtlich sind es eben nur die wenigen Leute die sich bei Facebook am lautstärksten äußern. Meist darüber, dass man
sich ja nicht äußern darf. (das wird man ja wohl noch sagen dürfen)
Irgendein kluger Mensch hat mal gesagt „Das Internet muss so einfach sein, dass es auch Idioten bedienen können. Leider tun diese das jetzt auch.“ --
Manchmal, wenn ich mich wieder einmal über unsere Freiheit freue, alles sagen zu dürfen, ohne verhaftet zu werden, den Wasserhahn aufzudrehen und
sauberes Trinkwasser zu haben, zu wissen, wenn ich mich informieren möchte, sämtliche Medien nutzen zu können (von Tagesschau bis RT Deutschland, von
FAZ bis TAZ), dann wünsche ich mir, dass vielleicht irgendjemand einfach mal das Internet ausschaltet. Zitatende
Dieser Eindruck entwickelte sich bei mir auch. Nur mit dem Unterschied, dass ich solche Begriffe nicht nur in Foren, Blogs, den sozialen Medien oder
Kommentarspalten finde, sondern auch live und in Farbe in Form einiger Personen meines Umfeldes. Das Internet ausschalten, bringt mir an diesem Punkt
wenig. Denn die Diskussionen würden auch dann weitergehen. Wobei die Bezeichnung Diskussion hier schon eher falsch angesetzt wäre.
Was ich feststellte, war, dass die Grundlage einiger Aussagen immer mehr ideologische Züge annahm. Da zählte dann Wahrheit und Fakt kaum mehr. Vor allem,
wenn man daran glaubt, dass die sogenannten Systemmedien, also der normale öffentliche Journalismus, eh von dubiosen Mächtigen gesteuert wird. Ein wenig
erinnert es mich an die regelmäßigen Auseinandersetzungen zwischen Musikern, die mit unterschiedlichen Computersystemen groß geworden sind. IOS gegen
Windows – Apple gegen Microsoft. Jeder schwört auf sein Betriebssystem und hält es für das Bessere. Tatsächlich gibt es heute in dieser Hinsicht kaum mehr
Unterschiede und schon gar nicht das bessere System. Die Diskussionen darum enden trotzdem nicht. Fast in religiöser Weise wird hier etwas zelebriert, woran
man glauben möchte und keiner der Beteiligten rückt von seinem Glauben ab. Dieses Beispiel ist ein harmloses. Denn am Ende verbindet uns Musiker etwas.
Die Musik. Und ob diese mit einem Windows-PC, einem Apple-Computer, einem iPad oder Android-Gerät erstellt wurde, spielt am Ende gar keine Rolle. Aber
zurück zum Thema.
Die Ideologie ist es nun auch, die mich veranlassen sollte, mich in den letzten Jahren mit Themen und Fakenews zu beschäftigen, die eher absurd, fast schon
lachhaft und weitab meiner Interessensgebiete liegen. Chemtrails, BRD-GmbH, Die Neue Weltordnung, Bilderberger, die Klimalüge, der bevorstehende
3.Weltkrieg, die Impflüge und ich glaube, diese Liste könnte ich anhand meiner Gespräche endlos weiterführen. In einer Ernsthaftigkeit wird mir dargelegt, wie
wichtig es wäre, mich damit beschäftigen zu müssen. Nein, es seien keine Verschwörungstheorien. Alles wäre echt, alles ist in Gefahr und man wäre unglaublich
dumm, so etwas abzutun. Sachliche Einwände und Argumentationen meinerseits zu einigen dieser angeblichen Problematiken werden dann gern mit Worten
wie "wach doch einfach mal auf" oder "du willst die Wahrheit doch gar nicht sehen" abgetan. Welche Wahrheit? Frage ich. Die der Wissenschaft, der Medien
oder gar deine? Ja, der Wissenschaft und den Medien könne man heute sowieso nicht mehr trauen, denn diese werden vom "System" grundsätzlich gesteuert.
Aha! Da haben wir es wieder. Das Totschlagargument. Ein System, das dahinter steckt und Böses im Schilde führt. Aber die alternativen Quellen, woher all diese
Mysterien stammen, sind seriös? Ernsthaft? Meistens laufen solche Gespräche genau in diese Richtung. Ich bekomme auch keine Antworten darauf, welches
mutmaßliche Ziel hier überhaupt verfolgt werde. Oft eingeflochten in solche Verschwörungstheorien werden dann auch gern aktuell politische oder
gesellschaftliche Themen. Die natürlich nur die Konsequenz darstellen und angeblich belegen, dass alles vorher gesagte wahr wäre. Verlange ich Beweise für die
ein oder andere Konstruktion der Gespinste kommt oft das nächste Totschlagargument, dass alles so geheim und verschlossen wäre, dass die Verantwortlichen,
die dieses Wissen besässen und nur mit ausgewählten Quellen teilen, mit dem Schlimmsten rechnen müssten, sollten sie sich offiziell an die Öffentlichkeit
wenden. Ich verstehe...
Können mir einige dieser dubiosen Thesen noch ein müdes Lächeln oder wenigstens ein Kopfschütteln abringen, sieht es bei der Schuldfrage oder der
Geschichtsverleumdung anders aus. Denn all diese Theorien haben am Ende dann doch ein ein Ziel: Es muss jemand daran schuld sein. Die jüdische
Bevölkerung, die Elite der westlichen Welt, der Flüchtling aus muslimisch geprägten Ländern oder allgemein der Ausländer oder das bereits erwähnte
mysteriöse System. Je nach Thema, je nach Gesinnung, oder persönlicher Lebenslage. Wenn ich so etwas höre, geht bei mir die Hutschnur hoch. Und es macht
mir Angst. Ich brauche keine neuen Feindbilder, vor denen ich mich fürchten möchte. Feindbilder hatten wir in unserer Historie zur Genüge. Und zu mehr als
der Erzeugung von Angst, Schrecken, Abschottung und Tod, waren solche Szenarien nichts wert. Ich brauche keine alternativen Fakten oder Wahrheiten, um der
Realität zu entfliehen. Ich brauche nur einen freien Zugang zu allen Medien und Informationen, um mir ein eigenes Bild machen zu können. Keines, dass mir
vorgesetzt oder vorgekaukelt wird. Was soll das also? Auch schockierend finde ich, dass sich zunehmend die Rechts-Populisten dieser Welt Themen aus der
Verschwörerecke, als auch der bereits genannten Begriffe bedienen. Und das nicht besonders leise und anonym, sondern öffentlich auf allen Kanälen. Von
Trump zu Orban, von Le Pen zu Wilders, von Hofer zu Gauland. Und dabei sind sie sich offensichtlich nicht zu schade, von der Wahrheit meilenweit abzurücken,
wenn es ihrem Ansinnen passt. Was es für sie nicht geben kann, wird ignoriert, was ihnen missfällt, wird diffamiert. Wohin ihr Weg gehen soll, liegt meist im
Dunkeln, wofür sie sind, ist selten klar. Eigene Ideen werden kaum präsentiert, dafür umso mehr, wogegen sie sind. Ihre Jünger plappern dann ohne
Nachzudenken alles nach und folgen ihnen blind. Das Diskreditieren der realen Politik, der Wissenschaft, der seriösen Medien und Andersdenkender scheint
Volkssport zu werden. Was, frage ich mich, wenn sich eines Tages diese verschworene Gemeinschaft, die Hetzer, Rassisten und die Pöbler nicht mehr hinter
ihrem Internet verstecken und Taten folgen lassen? Denken sie tatsächlich so und agieren dann entsprechend wie sie schreiben? Wir gegen die, schwarz gegen
weiß? National gegen global und wir zuerst? Einige wenige von ihnen tun das bereits. Aber zum Glück sind es zur Zeit nur Randerscheinungen.
Aber wohin das führen kann, möchte ich mir nicht ausmalen. Wenn Fakten, Erkenntnisse, wissenschaftliche Forschung, ernsthafter Journalismus, Demokratie
und individuelle Denkweisen irgendwann nicht mehr zählen oder zunichte gemacht werden, finden wir uns eines Tages wahrscheinlich in einer Diktatur wieder,
wo es dann nur eine Wahl gibt: Du bist für oder gegen sie. Und was das bedeutet, dass sollten sich meisten von ihren Großeltern erzählen lassen.
Ob sie jeh wiederkommen wird, diese fast verloren gegangene Diskussionskultur? Ob sich einige irgendwann besinnen, wieder höflich miteinander umzugehen?
Ich würde es mir wünschen. Sachlich Differenzen besprechen, Respekt und Toleranz zeigen, Miteinander statt gegeneinander Zuhören statt niederbrüllen und
Gemeinsamkeiten gegen Differenzen. Wir sind alle individuell und haben unterschiedliche Ansichten. Aber was uns alle verbindet ist das Menschsein. Und
daran sollten wir uns erinnern.