LARIFARI
Kapitel 56 Wenn man nicht alles selber macht Teil 01
14.01.2013 Oh Schreck, noch ein knappes Jahr, dann feiern wir Premiere. Nicht die eines Musicals, sondern einer Idee.
Jörg bereitet seit Anfang 2012 seine Selbständigkeit vor. Und wie bereits bei unserem Projekt, gab es Planungen. Endlose Planungen. Wir sahen uns einige Male
im Jahr 2012, sprachen, telefonierten und berieten uns. Wie es scheint, ist seine Vorgehensweise in dieser Hinsicht ähnlich, wie bei unserem Projekt. Jörg hat
eine Idee, Jörg plant, Jörg holt sich Unterstützung von außen, damit seine Ideen umgesetzt werden und Jörg hofft auf ein schnelles und umstandloses
Geldverdienen. Der Unterschied ist hier, dass er viel Geld dafür ausgibt, statt Geld einzunehmen. Er hat sich Großes vorgenommen.
Ich kann nicht einschätzen, ob er Erfolg damit haben wird. Im Sommer äußerte ich meine Bedenken, dass er sich verrennen wird. Ich sah nicht viel seriöses in
seinen Vorbereitungen, seiner Internetseite oder seinen Plänen. Nicht einen ernsthaften Ansatz. Im Fokus seiner Bemühungen liegen private Interessen und
Hobbys, die einer breiten Masse nicht zugänglich sein werden. Dazu kommt, dass dieses Bestreben keineswegs mit seinen Erfahrungen und seinem Wissen aus
dem Berufsleben verknüpft sind. Genauer gesagt, sind es Methoden und Ansätze, mit denen er keinerlei praktischen Erfahrungen sammelte. Somit ist seine
Geschäftsidee für mich nicht nachvollziehbar oder greifbar. Muss sie auch nicht, wenn es einen Markt dafür gäbe. Ich sehe ihn nicht. Immer wies Jörg auf die
Möglichkeit, dass er mit seinen Ideen Millionen verdienen wird. Dieses Geld nutzt er dann, um unser Musical auf die Bühne zu bringen...
Apropos Musical! Da war noch was! Ach ja: Getan hat sich nichts. Zumindest nichts, was uns weitergebracht hätte. Ab und an saßen wir zusammen und
arbeiteten an wenigen Ideen. Meine Familie hatte Vorrang, Jörg hatte wahnsinnig viel zu tun, wie er betonte und ich schloss für mich das Kapitel Musical
langsam ab. Es gab ein Manuskript, ja. Auch eine Geschichte und eine ganze Menge Musik, was sich für mich aber nie zu einem harmonischen Gefüge
zusammentat. Wie sollte es auch, wenn jeder von uns seine Interessen verfolgte, in denen das Theaterstück eine der hinteren Plätze einnahm? So wird das nie
was.
Ich war müde. Das Thema Musical rückte für mich weiter in die Ferne. Lust, daran zu arbeiten, verspürte ich lange nicht mehr. Der Zeitpunkt endlich aufzuhören
war gekommen und ich musste meine Konsequenzen ziehen.
Bevor ich meinen Entschluss Jörg mitteilen wollte, startete ich Anfang November 2012 eine Aktion, die nicht geplant war. Ich erinnerte mich an den Austausch
mit dem Regisseur Stephan, der uns im Jahre 2006 eine Absage für eine Zusammenarbeit sandte. Mich interessierte, was wir bis dahin überhaupt geschaffen
hatten. Niemand, weder Freunde im Umkreis, noch wir selbst hatten eine Ahnung, wohin uns unsere Arbeit bis dahin gebracht hatte. Deshalb beschloss ich ihn
anzuschreiben. Teilte er meine Meinung, dass es Zeit war aufzuhören, oder … ? Ich war mir nicht sicher, also schrieb ich:
Zitat: „Hallo Stephan, ich weiß nicht, ob Du Dich an mich erinnerst. Wir haben vor ca. 6 Jahren bereits kommuniziert, bzw. hatten miteinander gesprochen und Du hast
uns eine Absage erteilt, an unserem Projekt mitzuwirken.
In der Zeit unserer Kommunikation, im Jahre 2006, gab es für dieses Projekt im Grunde weder eine Story, Musik, noch irgendeinen tatsächlichen Ansatz, ein Bühnenstück
zu schreiben. Nur wenige Ideen waren vorhanden, wohin eine Reise gehen könnte. Mehr nicht.
Erst zwei Jahre später begannen wir dann unter meiner Federführung mit dem tatsächlichen Schreiben einer Geschichte. Bis dahin glaubte ich daran, dass wir etwas auf
die Beine stellen könnten, dass auch einem Zuschauer gefallen könnte, obwohl ich mich damals eigentlich nur bereit erklärte, die Musik zu schreiben. Ich bin Musiker und
Komponist. Kein Autor, kein Librettist oder geschweige denn Dramaturg. Ich bin gern Zuschauer in Musicals, Theaterstücken und Konzerten.
Das war auch der Grund, warum wir damals in verschiedenen Foren Autoren suchten. Autoren, die sich sich mit Theater bzw. Musicals auskennen und wissen, was
funktionieren könnte und was nicht. Leider konnten wir niemanden gewinnen, der ernsthaft an unsere Sache glaubte und sich aktiv einbrachte. Also, wie bereits
geschrieben, setzten wir uns selbst daran.
Erst im Jahre 2010 waren wir mit unserem Entwurf insofern fertig, so dass ich eine Grundlage hatte, musikalische Ideen zu entwickeln und zum Teil auszuarbeiten. Das
mache ich bis heute recht sporadisch, neben meiner eigentlichen Arbeit. Das Manuskript ist auch noch immer auf dem Stand des letzten Schreibtermins. Und somit
Rohfassung und roter Faden für meine eigentlichen Ambitionen. Nun bin ich an einem Punkt angekommen, wo ich alles hinterfrage. Bevor ich hier viel mehr Zeit investiere
meinen Kompositionen ein endgültiges Gesicht zu geben, versuche ich derzeit unser Manuskript und die Demos der Musikstücke bewerten zu lassen. Da ich mehr in der
Musiker-Szene unterwegs bin, würde mich auch eine Meinung eines erfahrenden Theaterinsiders interessieren, ob ich auf dem richtigen Wege bin, oder mich verfahren
habe. Du wärst der einzige, der zumindest dem Thema Musical näher wäre, als jeder andere, den ich kenne. So kam ich auf Dich, als ich mir meine alten Mails zu
unserem Projekt vornahm. Viele Grüße aus Berlin, Frank „Zitatende
So, ein Ausszug aus meiner e-Mail. Ich fragte ihn, ob er nicht Lust und Interesse hätte, sich unsere Materialien anzuschauen und eine kleine fachmännische
Bewertung vorzunehmen. Dieses Interesse, was ein erfahrener Regisseur und Autor von unserer Arbeit hielt, war stärker, als ein sofortiges Ende meiner
Arbeiten.
Ich rechnete nicht damit, eine ernsthaft gemeinte Rückantwort zu erhalten. Der Versuch war es jedoch wert. Am selben Tag bekam ich eine Antwort, die mich
überraschte. Er bekundete sein Interesse! Aus diesen ersten Zeilen folgte ein wochenlanger Austausch. Wir gingen ins Detail der Theaterarbeit, einer Bühne, der
Dramaturgie und des Schreibens. Ich sandte Manuskript, Ideen und meine Musiksammlung und freute mich, Rückmeldungen und Anmerkungen zu erhalten. So
entschied ich Mitte November, unser Libretto zu überarbeiten. Stephan schrieb sehr allgemein über seine Erfahrungen und vermied es direkt auf die Inhalte
unseres Manuskriptes einzugehen. Das Thema, sowie der Ansatz interessierten ihn.