LARIFARI
Verschwörung
Sind wir nicht gegen Mythen, Lügen, Märchen längst immun? Diese Frage sollte eher eine rhetorische sein. Ich stelle
sie aktuell in meinem Song "DeineTheorien". Schaut man sich derzeit in den Medien, oder den sozialen Netzwerken
um, dann möchte man meinen, dass es nicht so selbstverständlich zu beantworten wäre. Die Intelligenz und die
Logik einiger, scheint sich bei manchen Themen phasenweise auszuschalten. Ich kann mir nicht helfen, aber
langsam beginne ich am Verstand dieser Menschen zu zweifeln. Ich weiß nicht, woran es liegt, was der ursächliche
Auslöser ist, aber ich habe das Gefühl, dass immer mehr Leute in meinem Umkreis dem Verschwörungs-Unsinn auf
den Leim gehen.
Tatsächlich widme ich mich bereits seit mehr als 25 Jahren den verschwörerischen Mythen, Mysterien und
Deutungen. Nicht unbedingt aus dem Eigenantrieb heraus, sondern weil ich mit diesen Themen oft konfrontiert
wurde. Es nervt. Vor allem, wenn mir ungefragt Dinge in immer neuen Zusammenhängen präsentiert werden, die ich
in dieser Zeitspanne bereits mehrfach und völlig anders gehört habe. Dann fühlte ich mich genötigt, den Dingen
wieder und wieder auf den Grund zu gehen, um meinem Aluhut-Gesprächspartner Fakten zu liefern, die seine Behauptungen widerlegen. Was für eine
Zeitverschwendung. Vor allem, weil ich oft vorher wußte, dass wissenschaftliche Nachweise, oder fast alle seriösen Quellen von diesen Menschen ignoriert, oder
diskreditiert werden. Da mir das irgendwann zu langweilig wurde, führe ich solche Gespräche nicht mehr. Ich lasse mich nicht mehr darauf ein.
Das soll nicht heißen, dass mich Themenkomplexe, wie diese, nicht interessieren. Nein, ganz im Gegeteil. Ich hatte immer Spaß daran, darüber zu sinnieren. Es
war jedoch eher die Wissenschaft und die Politik, die es mir angetan haben. Was ist dran, an solchen Geschichten. Was ist möglich. Was sagen Wissenschaftler,
Politiker oder Experten dazu. Ich mag es unheimlich gern über verrückte und abgedrehte Hypothesen nachzudenken. Ob es um nicht existierende Technik geht,
um die Mysterien des Weltraums, oder die Weiterführung klassischer Verschwörungstheorien, oder nur der "was wäre wenn..."-Gedanke. Je abgefahrender,
umso besser. Nur unterscheide ich hier stark zwischen der Unterhaltung, der wissenschaftlichen oder politischen Theorie, den zweifelnden und den eindeutig
populistischen Ansätzen.
Wenn etwas mein Interesse geweckt hat, dann las ich gern Bücher dazu. Gern auch populärwissenschaftliche Abhandlungen. Ob es nun Werke des Physik-
Professors Lawrence M.Krauss, oder Bücher von Stephen Hawking waren, um nur zwei Beispiele zu nennen, ich habe so etwas regelrecht verschlungen. Aber
auch die typischen Schwurbler kamen bei mir nicht zu kurz. Diverse Bücher von Erich von Däniken las ich, Abhandlungen über Illuminaten, oder den 11.
September. Hinzu kamen natürlich Science Fiction- oder Fantasy-Romane, Filme, oder Serien, die ich gern mochte. All das finde ich unterhaltsam und bilde mir
mein Urteil. Ich brauche niemanden, der, wie es von vielen Seiten derzeit stattfindet, mir seine Meinung dazu aufdrängen muss. Und schon gar nicht von
Leuten, die zwar ihre Meinungsfreiheit fordern, anderen jedoch dieses Recht nicht eingestehen.
Was mich überraschte und gleichzeitig überforderte, war meine erste Begegnung mit einem Verschwörungsgläubigen. Mitte der Neunziger Jahre besuchte uns
regelmäßig ein älterer Herr in meiner Arbeitsstätte, um seine Bankgeschäfte abzuwickeln. Er war Kunde und wie es so ist, kam ich neben meiner Arbeit auch
gern ins Gespräch mit den Leuten. Wie gehts ihnen, was macht die Familie, passen sie auf sich auf und bleiben sie gesund. Da dieser Herr anscheinend allein
lebte und keinen Gesprächspartner hatte, erzählte er uns, was ihn bedrückte. Mit den Inhalten seiner Gesprächsthemen hatte ich nicht gerechnet. Ich war mir
auch nicht sicher, wie ernst er es nahm, was er mir präsentierte. Er sprach von den Machenschaften mysteriöser Eliten, von Ufo-Sichtungen und der Neuen
Weltordnung und dass diese Dinge ihm Angst machten. Darauf war ich nicht gefasst. Ich blieb wie immer sehr höflich und muss wohl aus seiner Sicht vermittelt
haben, dass mir solche Themen gefielen. Wobei ich sehr wohl meine Zweifel nannte. "Die, könne er ausräumen", meinte er. "ich bringe ihnen beim nächsten
Mal etwas mit". Das tat er. Anscheinend hatte er mehrere Zeitschriften abonniert, aus denen er mir umfangreich Seiten kopierte und zukommen ließ.
Hanebüchene Geschichten über seltsame Entdeckungen, die Präsentation von Augenzeugen unglaublicher Vorkommnisse, die wildesten Spekulationen über
Ziele von Regierungen dieser Erde und vielem mehr las ich darin. Ich war sehr erstaunt, dass es für solche Themen überhaupt Verlage und entsprechende
Publikationen gab. Noch mehr wunderte ich mich, dass es anscheinend zahlende Abnehmer gab. Wer in aller Welt zahlt für diesen Unsinn? Das war mehr, als
nur Unterhaltung. Die Urheber meinten es ernst. Zumindest taten sie so. Sie untermauerten ihre Thesen mit ominösen Fakten, die schwer überprüfbar waren,
oder sie ließen wesentliche Bestandteile der Wahrheit weg. Das Internet steckte noch in den Kinderschuhen, so dass es schwierig war ohne großen Aufwand
den Dingen auf den Grund zu gehen. Irgendwann besuchte uns dieser ältere Herr nicht mehr. Ob er nun wegzog, oder verstarb, daran kann ich mich nicht mehr
erinnern. Es ist lange her.
Einige Jahre danach blieb ich von solchem Geschwurbel zunächst verschont. Bis....ja bis sich tatsächlich jemand aus meinem privatem Umfeld solchen Themen
widmete. Derjenige hatte viel Zeit. Er vermied es lange, sich eine Arbeit zu suchen. Ein besonderes Pflicht- oder Verantwortungsbewußtsein gegenüber seiner
Familie hat er nicht, nicht einmal gegenüber seinen Kindern. Ganz im Gegenteil. Er nutzte alle Möglichkeiten, sich ein freies Leben gönnen zu können. Meist auf
Kosten anderer, die sich darum bemühten, sein Leben zu organisieren. Bis heute hatte er nur ein einziges ernsthaftes Arbeitsverhältnis, welches nach nicht
einmal zwei Jahren wieder aufgelöst wurde. Sprich: der Umfang seiner Freizeit war enorm. Schon als Kind und Jugendlicher verbrachte er viel Zeit vor dem
Computer. Zunächst mit Computerspielen. Irgendwann kamen Film- und Serienmarathons dazu. Später dann das Internet. Er hatte freie Hand, seine Interessen
auszuleben. Weder in der Familie, noch in seinen kurzen Beziehungen schob jemand einen Riegel vor diesen Lebenswandel oder appelierte an sein Gewissen,
dass er sich ändern müsse. Somit blieb er bis heute recht unselbständig.
Seine Anfänge, sich mit Verschwörungstheorien auseinander zu setzen, waren eher harmlos. Mehr als ein Hinterfragen einiger aufgeschnappter Mythen, war es
zunächst nicht. Ich weiß nicht genau, was sein Ursprung, der Auslöser war, sich mit solchen Inhalten intensiver zu befassen. Aber ich kann mir vorstellen, dass
es wahrscheinlich der 11. September 2001 gewesen sein kann, der ihn dazu brachte. Wir unterhielten uns oft darüber, denn gerade dieser Tag verbindet uns.
Knapp drei Jahre zuvor, waren wir gemeinsam auf dem Dach, auf der Aussichtsplattform des Südturms des World Trade Centers in New York. Dieser Anschlag
traf uns beide emotional. Wir konnten uns einfach nicht vorstellen, wie Menschen mit solch eiskalter Berechnung den Tod von Tausenden in Kauf nehmen. Wir
machten uns Gedanken, was wäre gewesen, wenn dies der Tag unseres Besuches gewesen wäre. In den folgenden Jahren wurde in den Medien viel über dieses
Ereignis berichtet. Die Zweifler, ob es tatsächlich ein klassischer Terroranschlag war, wurden mehr und die Theorien immer wilder. Auch ich habe ein Buch dazu
gelesen, wo viele angebliche Ungereimtheiten genannt wurden. Hier hat der Autor zwar alle bekannten Fakten genannt, er hat aber auch Rückschlüsse gezogen
und zusätzliche Informationen eingearbeitet, die alle für mich nicht nachprüfbar waren. Und von Deutungen halte ich nicht viel.
Abgesehen von den normalen Unterhaltungen über die Familie, unsere privaten Aktivitäten, oder über Filme, nahmen die zweifelhaften und verschwörerischen
Themen immer mehr Platz in unseren Gesprächen ein. Die NWO, also die sogenannte Neue Weltordnung wurde Thema, die Hohlerde, die BRD-GmbH,
Chemtrails oder die angeblich gefakte Mondlandung. Es fielen aber auch Begriffe wie die staatsgesteuerte Lügenpresse, die Rede war auch von den Zionisten
und den Rothschilds, die Holocost-Lüge wurde thematisiert und vieles andere mehr aus dem Reich der Mythen. Ich stellte fest, dass er sich immer mehr
hineinsteigerte und mittlerweile fest an diese Lügen und Märchen glaubte. Auch, dass ich kaum noch Möglichkeiten hatte, vernünftig zu argumentieren. Er ließ
irgendwann keine Fakten mehr gelten und klammerte sich sich nur noch an die Hirngespinste seiner dubiosen Quellen. Als die Gespräche immer verwirrender
wurden, habe ich anfangs noch versucht, dagegen zu halten. Mit Wahrheiten, mit Hintergründen. Soweit ich dies wußte. War mir ein Thema fremd, las ich mich
sogar ein und habe wertvolle Zeit verschenkt. Und ich hinterfragte seine Aussagen, wie auch die Herkunft seiner Informationen. Was er mir letztendlich
präsentierte, war genaugenommen lächerlich. Er nannte mir einige Schwurbler-Seiten im Netz, wie zum Beispiel KenFM, die Seite vom 2011 achtkantig
gefeuerten Moderator Ken Jebsen, der bereits vorher wegen Leugnung des Holocost und antisemitischer Äußerungen auffiel. Aber auch andere seiner
genannten Internetseiten waren hier nicht viel kreativer, eine Unmenge von Blödsinn zu verbreiten. Was mir dabei auffiel, war, dass diese Seiten wie eine Art
Netzwerk funktionierten. Ein Portal meldete eine ungeheure Entdeckung, erschütternde Beweise oder präsentierte angebliche Zeugen wovon auch immer und
die anderen zogen nach. Inhaltlich waren die genannten Äußerungen oft nichts als Luft, denn belegbar war vieles nicht. Und mancher angebliche Whistleblower
ungeheurer Vorgänge konnte natürlich dann doch nicht öffentlich präsentiert werden, weil er sich selbst damit natürlich in Gefahr bringt. Diese Portale und
Intersetseiten haben sich umfassend gegenseitig als Quelle benannt, so dass die Ursprünge selten zurückverfolgt werden konnten. So legitimiert man sich
selbst. Da dann die gleiche Meldung irgendwann auf wirklich unzähligen Seiten zu finden war, musste für unseren wissbergierigen Aluhutträger natürlich etwas
an der Sache dran sein.
Wenn ich mich entsprechend äußerte, war ich für ihn ein Trottel, ein Schlafschaf, der nur auf den falschen Internetseiten recherchierte. Bis ich eines Tages dann
den Satz hörte "Wach doch endlich mal auf! Das ist doch alles so offensichtlich!" Ab da hatte ich dann keine Lust mehr, mich ernsthaft damit weiter auseinander
zu setzen. Sämtliche Quellen, egal wo ich mich erkundigte, waren allesamt nur staatsgelenkt. Der Öffentliche Rundfunk wäre eh manipuliert und sowieso nur
Spielball der Regierung oder alternativ "von denen da oben". Und der Wissenschaft könne man sowieso nicht trauen, weil sie ja für entsprechende Ergebnisse
bezahlt werden.
Letztere Aussage hat mich dann mehr als verwundert. Denn mein Gegenüber ist eigentlich intelligent genug, es besser zu wissen. Wie Wissenschaft funktioniert,
weiß er. Und das ist Vorraussetzung, Dinge zu verstehen. Wissenschaft liefert keine Interpretation oder Wunschergebnisse, sondern einzig Fakten. Und eines
darf man dabei auch nicht vergessen, Wissenschaft ist ja nicht der einzelne kluge Kopf. Sondern die Gemeinschaft der Forschenden. Sollte ein Wissenschaftler
eine Behauptung oder eine Theorie aufstellen, oder selbst ein Ergebnis seiner Forschung liefern können, werden weltweit wahrscheinlich hundert andere,
Gegenargumente liefern können, oder selbst forschen, bis sie es bestätigt, oder widerlegt haben. Das muss eigentlich jedem klar sein.
Um nur ein Beispiel zu nennen, worum es in unseren Gesprächen ging, picke ich mir eine Theorie heraus, mit der mein Gesprächspartner immer wieder anfing:
Deutschland wäre kein souveränder und freier Staat und hätte keine Verfassung. Dieses Gerücht kursiert seit Jahren vor allem in einschlägig rechten Kreisen
und hat durch die Reichsbürgerbewegung eine neue Dimension erreicht. Diese Behauptung wird oft mit sehr unterschiedlichen und weiteren Behauptungen
untermauert. Fangen wir mit der Verfassung an und stellen die Frage in den Raum: Wo steht geschrieben, dass wir überhaupt eine Verfassung brauchen, um
anerkannt zu werden? Ich sage es euch: Nirgends! Es gibt kein Gesetz oder irgendeine weltliche Vorschrift, wo so etwas als Vorraussetzung genannt wird. Wäre
es so, dann dürfte die Weltgemeinschaft das Vereinigte Königreich Großbritannien nicht als Staat anerkennen. Denn dieses hat schlicht und einfach keine
Verfassung. Im Gegensatz zu Deutschland. Deutschland hat eine Verfassung. Nur wir nennen sie nicht so. Warum die Schwurbler darauf bestehen, dass der
Name eine Rolle spielen müsse, ist mir ein Rätsel. Da stände die zweite Frage im Raum: Wo steht geschrieben, dass eine Verfassung auch Verfassung heißen
muss? Auch nirgends. Genauso wie Dänemark, Estland, Irland, die Niederlande oder der Vatikan, heißt sie bei uns Grundgesetz. Daher ist auch der Einwand
unserer kleinen Verschwörer völlig unberechtigt, dass dieses Schriftstück auch so benannt sein müsse. Denn rechtlich gesehen ist es überhaupt nicht relevant,
wie solch ein Schriftstück heißt. Es könnte genauso gut Skatanleitung oder Karl-Heinz heißen. Wichtig ist, was darin steht. Ein angeblicher Beweis, dass dieses
Grundgesetz nicht gültig wäre, führen die zweifelnden Kollegen oft mit dem Artikel 146 unseres Grundgesetzes an. Darin heißt es, dass dieses Grundgesetz nicht
mehr gültig ist, wenn "eine Verfassung in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung beschlossen worden ist." Rechtlich heißt dies nichts
anderes, dass unsere Verfassung, also das Grundgesetz eines Tages abgelöst werden könnte. Nichts anderes. Hier muss nichts interpretiert werden. Weitere
Deutungen, warum wir kein souveräner Staat wären, gehen in verschiedene Richtungen. Die einen meinen, wir wären noch immer ein besetztes Gebiet ohne
eigene Befugnisse, andere behaupten, das Deutsche Reich existiere immer noch, und wieder ganz andere meinen, dass wir uns rechtlich noch in der Weimarer
Republik befänden. Es ist am Ende völlig egal, was mancher hier gern hätte, oder sich vorstellt. Eins steht fest: die Bundesrepublik ist ein anerkannter und
legitimierter Staat mit eigenen Gesetzen. Punkt. Das kann uns niemand ohne weiteres streitig machen und niemand wird daran etwas ändern können. Diese
Diskussionen, ob die Weimarer Republik, oder das Deutsche Reich noch existieren, hat überhaupt keine Bedeutung oder Auswirkung auf unser Leben. Schon
gar nicht, eine rechtliche. Ein dritter Punkt, der von unseren Verschwörungsgläubigen auch gern angeführt wird ist, dass Deutschland keinen Friedensvertrag
hat. Das stimmt zum Teil sogar, denn die damaligen Siegermächte haben nur einseitige Friedenserklärungen erlassen. Seit dem Zwei-plus-Vier Vertrag von 1990
hat sich dieses Argument aber in Luft aufgelöst. Es braucht keinen gesonderten Friedensvertrag mehr, weil das Verhältnis zwischen den Ländern mit diesem
Schriftstück völlig neu geregelt wurde. Die ehemaligen Besatzungsmächte verzichteten darin auf die bis dahin verbliebenen Rechte, die sie sich nach dem
Zweiten Welkrieg gesichert hatten.
Dieses beschriebene Beispiel hielt meinen Diskussionspartner nicht davon ab, alle Fakten zu diskreditieren und für nichtig zu erklären. Denn es gibt noch eine
ganze Menge von Scheinargumenten, die diese sinnfreie Behauptung, unser Land wäre kein souveränder Staat, unterstreichen sollen. Und alle kann man, wie
meine Beispiele hier, genauso in der Luft zerreißen. Aber so umfangreich wollte ich das Thema hier nicht behandeln.
Wenn man betrachtet, was ich in den letzten Jahren an Verschwörungstheorien gehört und gelesen habe, so könnte ich wahrscheinlich mehrere Folgen meines
Podcasts füllen. Dazu habe ich aber weder die Muße, noch die Lust. Zuviele Diskussionen und sinnlose Auseinandersetzungen haben dazu geführt, dass ich
sowohl das Interesse, als auch meine ursprüngliche Freude daran verloren habe. Es ist viel zu ernst geworden. Vielmehr grübele ich über die Auswirkungen
nach. Meinem Verschwörer kann ich persönlich aus dem Weg gehen. Oder ich blockiere solche Gesprächsthemen. Ich habe mich oft gefragt, was es ihm bringt,
diese Dinge in seinem Umfeld zu verbreiten. Welchen Zweck verfolgt er damit? Da bin ich bis heute ein wenig ratlos. Und ich bin nicht der einzige, der das
ertragen muss. Ich habe im Grunde nichts dagegen, wenn er an schräge und absurde Ideen glaubt. Das kann er gern. Aber dann soll er es für sich behalten,
oder sich mit Gleichgesinnten treffen und diese könnten dann untereinander tagelang darüber schwadronieren. Das wäre mir völlig egal. Was mich dagegen
wütend macht, ist, dass er seine Kinder mit hineinzieht und sie bearbeitet. Heranwachsende, die sich nicht mal selbst gefunden haben, werden hier mit Dingen
konfrontiert, die ihnen auf ihrem Lebensweg nichts bringen und keine große Hilfe sind. Desinformation ist sicherlich keine Lebensweisheit, geschweige denn ein
sinnvolles Mittel zur Erziehung. Ich hoffe nur, dass sie eines Tages erkennen werden, was ihnen hier aufgetischt wird.
Wären es ausschließlich diese beiden hier ausführlich benannten Aluhutträger gewesen, mit denen ich mich beschäftigen musste, hätte ich es als Ärgernis
abtun können. Beide haben sich nur in ihrer eigenen Welt bewegt, an der keiner mehr rütteln konnte. Diskussionen darüber waren sinnlos, weil sie von ihren
Standpunkten keinen Millimeter mehr abrückten. Was ich jedoch in letzter Zeit erlebe, ist ein Deja Vu nach dem anderen. Seitdem die Medien das Thema
Verschwörung für sich entdeckt haben, sind es nicht nur Leute wie der seltsame Reiskanzler Hildmann, Xavier Naidoo, oder Ken Jebsen, die ihren Müll öffentlich
breittreten können, sondern auch einige in meinem Umkreis, die auf den Zug aufspringen und ihre angeblichen Zweifel nennen. Wirklich hinterfragen tun sie
diese kaum, denn die einzigen seriösen Quellen dazu lehnen sie ab. Auch in anderen Ländern sieht es nicht viel besser aus. In den USA zum Beispiel hatte sich
der Rechtspopulist Alex Jones einen Namen mit seinen kruden Theorien gemacht. Und das sehr öffentlichkeitswirksam. Immerhin hatte er auf Youtube mehr als
2,4 Millionen Anhänger, bis man irgendwann seinen Kanal sperrte.
Es vergeht kaum noch ein Tag, an dem ich nicht mit solchem Schwachsinn überschüttet werde. Im Rundfunk, im Internet, in Informationsportalen stolpere ich
darüber. Tausende Menschen gehen derzeit in Deutschland auf die Straße, um gegen den diktatorischen und undemokratischen Staat, in dem sie leben, zu
demonstrieren. Dieser schränke ihre Freiheiten ein und ihre freie Meinungsäußerung. Soweit habe ich das Prinzip auch verstanden. Auch wenn ich es nicht
nachvollziehen kann. Nun kommt aber das kuriose bei der Sache. Diese Demonstrationen werden nicht etwa heimlich von einem im Untergrund tätigen
Widerstand organisiert und spontan abgehalten, nein: Diese Menschen nutzen die demokratischen Grundrechte dieses undemokratischen Staates und melden
ihre Demos ordnungsgemäß an. Diese werden am Ende großteils sogar genehmigt. Zusätzlich werden Staatsmittel aufgebracht, um ihnen dieses Grundrecht
auch einzuräumen und zu sichern. In Form von Straßensperrungen, entsprechendem Schutz durch die Polizei und gerichtlichen Klagen, wenn solch ein
Massenauflauf mal nicht genehmigt wurde. Auf diesen Versammlungen nutzen sie dann ein weiteres demokratischen Grundrecht, nämlich ihre Meinung ganz
frei und öffentlich kund zu tun. Dabei prangern sie dann wiederum an, dass sie ihre Meinung nicht äußern dürfen und ihre Freiheiten eingeschränkt wären. Ab
hier fehlte mir dann das logische und nachvollziehbare Verständnis dafür. Das ist nur verwirrend und absurd zugleich.
Und mein Ärger wird größer. Warum? Weil auch Leute damit konfrontiert werden, die diesen ganzen Schwurbel zum Teil schwer einordnen können. Weil diese
auf Fährten gelockt werden, die zu nichts führen. Natürlich hat die weltweite Covid19 Pandemie ihren Anteil daran. Und das haben die Aluhüte recht erfolgreich
ausgenutzt. Nur mit dem Unterschied, dass ihre alten Ideen einfach nur neu verpackt wurden. In andere Zusammenhänge gezwängt. Aber am Ende bleiben es
die alten Theorien, die seit Ewigkeiten verbreitet werden. Ich selbst erkenne das, weil ich mich Jahre damit beschäftigt habe, andere leider nicht. Und diese
Menschen tun mir einfach nur leid, weil sie darauf hineinfallen.
Mein Ärger darüber war sogar so groß, dass ich mich hingesetzt und den bereits genannten Song geschrieben habe. Das passiert mir selten. Ich hatte anfangs
überlegt, meinen Text hübsch zu verpacken und hatte mir bereits einige Umschreibungen zurecht gelegt. Aber tatsächlich hatte ich nur eine einzige Botschaft zu
verkünden: "Lasst mich endlich in Ruhe damit". Es nervt, es ist Zeitverschwendung und es verunsichert viele völlig unnötig. Hier war mir dann klar, dass ich
dieses Thema nur direkt und plakativ verarbeiten musste. Das habe ich getan. Wer auf subtile und lyrische Musik steht, den werde ich vielleicht damit
enttäuschen. Wer trotzdem reinhören möchte, der findet meinen Song "Deine Theorien" unter dem Projektnamen Tonfälscher auf allen bekannten Download-
und Streamingportalen und in einem Video auf meinem Youtube-Kanal. Viel Spaß damit. PS: Einen Hinweis habe noch für all die Aluhüte, Schwurbler und die,
die sich durch meinen Podcast, oder meinen Song angesprochen fühlen: Macht Euch bitte nicht die Mühe, entsprechende Kommentare zu hinterlassen, oder
Euch öffentlich aufzuregen. Es ist vergebens. Erstens, weil ich so ziemlich jeden Blödsinn von Euch bereits gehört oder gelesen habe, inklusive aller
Beleidigungen und zweitens, weil es mir schlichtweg egal ist. Nutzt Eure Zeit sinnvoll, kümmert Euch um Eure Familien und lasst mich in Ruhe! Alle anderen lade
natürlich gern ein, mir Feedback zu geben.