“Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten. In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis.(Woody Allen).”
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Kapitel 09 Der „Core Track“

Man kann Regeln aufstellen und Begriffe prägen, sich selbst Aufgaben stellen und diese in ein Projekt einbringen. Ein Punkt unserer Aufgaben lautete, und wie sollte er anders benannt werden: „Core Track“. Mittlerweile für mich heiße Luft. Ein Core Track, ein Core Track...., Mama, bringst du mir einen Core Track mit? Ja, mein Kind, aber nur, wenn Du artig bist.....! Was ist ein Core Track überhaupt? Nie gehört?! Ich ebenso nicht. Ich versuchte auf etlichen Internetseiten herauszubekommen, was es mit diesem Begriff auf sich hatte. Das Resultat meiner Recherche war ernüchternd. Diesen Begriff gibt es in dieser Form nicht. Ebenso wenig wie den Begriff „Core Member“. Abgesehen, dass es englische Worte sind, die diese Begriffe prägen, gibt es sie genaugenommen nicht. Die Einzelworte wie „core“ oder „track“ lassen sich natürlich übersetzen. „Core“ bedeutet in etwa so viel wie: Ader, Hülse, Mittelstück oder Kern. Der „track“ ist die Bahn, die Fährte, die Fußspur, der Kurs oder die Kernspur. Übersetzt würde es dann wohl Kern-Kernspur oder im weitesten Sinne Kernstück bedeuten. Ich weiß nicht, was J. dazu trieb, einen solchen Begriff zu erfinden. Derzeit ist es ein Lieblingswort von ihm. Nach eigener Definition, die er später lieferte, ist dies eines der besten Musikstücke des Musicals oder artverwandter Herkunft, das die Inhalte der Geschichte unseres Projektes widerspiegelt und in einer Art Rock- oder Popvariante gespielt, auf einer gesonderten CD publiziert wird. Diese Songs werden von der Gemeinschaft (aller „Core Member“) bestimmt und ausgesucht. Dazu möchte ich hier noch anmerken, was ein sogenannter „Core Member“ sein soll: Nichts anderes, als ein Mitglied in unserer kleinen Gemeinschaft, dessen Funktion einer Hauptaufgabe unterstellt wird, wie der Musik, des Schreibens oder der grafischen Künste. Anders ausgedrückt, eine Art Chef, der sein eigenes Aufgabengebiet zusammenhalten muss. Warum einfach, wenn es kompliziert geht! So weit J.´s Festlegungen. Ich war damit einverstanden, dass ein solcher Prozess Anwendung findet. Die Definition hielten wir schriftlich fest. Einzelne Stücke als Pop- oder Rock-CD zu veröffentlichen, halte ich für eine gute Idee. Nun muss lediglich die entsprechende Musik geschrieben werden, um ein solches Stück auswählen zu können. J. hat sich vor einigen Jahren ebenfalls eine kleine musikalische Arbeitsumgebung schaffen, um seine alten Songs aufzufrischen und neue zu ersinnen. Es gab ein kleines Mischpult und einige Rechner, die in einem großen Netzwerkverbund laufen. Mittlerweile steht ihm gleichermaßen ein gutes Studiomikrofon zur Verfügung. Das ist schön. Ich mag so etwas. Nur sollte man, wenn man solch einen Aufwand betreibt, wenigstens wissen, wie man damit umgeht. Musikalisch nicht sehr bewandert, konstruiert er Musik. Note für Note. Weit ab von vielen gängigen Regeln. Die Resultate solcher Experimente können kreatives Potenzial besitzen. Das haben viele Musiker mehr als bewiesen. Sie müssen es jedoch nicht. Ich möchte hier an dieser Stelle keinerlei Bewertung vornehmen, aber meinen Geschmack trafen diese Ergebnisse bislang selten. Dabei waren nicht einmal die Melodielinien oder die Ideen in meinem Urteil entscheidend. Fehlende Kenntnisse der Musiklehre und das Nichtvorhandensein grundsätzlicher Erfahrungen, wie man komponiert, bemerkte ich schnell und gab Hinweise und Tipps, es besser zu machen. Früchte haben meine Bemühungen bis heute nicht getragen. J. bearbeitet derzeit fast ausschließlich die Stücke aus seinem alten Projekt. Als Vorlage dient ihm dafür eine alte Kassettenaufnahme. Relativ schnell, seit unserer Zusammenarbeit, fand ich in den schriftlichen Ausführungen, unserem Web-Arbeitsportal und anderen kommunikativen Dokumenten genau diese Songs, betitelt als „Core Track“. Ich hakte nach, dass es ja solche Kernstücke noch gar nicht geben könnte, da ja keiner der Mitglieder bisher eine Entscheidung darüber getroffen hatte. Ausflüchte und Erklärungen seinerseits, man solle sich doch nicht über Bezeichnungen aufregen, sollten diese Diskussion stoppen. Er wisse ja, wie ein „Core Track“ definiert ist, aber das solle doch hier und heute keine Rolle spielen. Diese Auseinandersetzungen führten wir in der Folgezeit mehrmals. Eine Mail aus Mai 2006 - teilweise gekürzt: Nachdem ich letzte Nacht nicht wirklich gut geschlafen habe, natürlich zu wenig, weiß ich warum. Ganz ehrlich, ich habe mich gestern geärgert, weil schon wieder die Diskussion um die Core-Tracks da war (und ich diese ehrlich gesagt, bis zu dem Zeitpunkt, wo das Thema akut wird, nicht mehr hören will (Und deswegen schreibe ich diese Zeilen). Also, ich schätze Dich sehr und es würde mir im Traum nicht einfallen, Deine Kompetenz anzuzweifeln. Aber sieh es bitte einmal so: Das Projekt ist mein Thema, und ich habe all die Leute gesucht, damit sie mitmachen können. (Anm.: die Hälfte – Stand Mai 2006) Und ich erlaube mir die berechtigte Frage zu stellen, ob es die Richtigen am richtigen Ort sind. Nur mal rein die Fakten: Wie viele Musikstücke sind bis jetzt, heute, da? Ich meine zumindest arrangiert? Und ob die Core Track heissen oder Karl-Heinz, Premix oder Käsebrötchen, ist völlig egal. Wer hat dieses in den letzten Jahren mühevoll erstellt? War das der dicke K.? Was ist bis jetzt von anderen Members, leider auch dir, fertig, ich meine fast fertig, vorhanden? Wer hat den roten Faden geschrieben, die ersten Entwürfe des Logos, usw, usw.? Da sehe ich immer K. Um es auf den Punkt zu bringen: Derzeit sehe ich nur 2-3 Leute, die wirklich irgend etwas tun, damit das Projekt weiterkommt. Dazu höre ich immer das Gequengel, es ist dies noch nicht da, und ich kann nicht, weil das noch nicht da ist. Ich hatte mir von dir erhofft, dass du dich in den letzten 2 Jahren(!) mal hinsetzt und 4-6 Songs einfach fertig machst, also arrangierst, damit es überhaupt erstmal Verhandlungsmasse gibt (Je mehr, desto besser). Ich weiß, daß Texten nicht deine Stärke ist, aber GroupWares, Netzwerke, Projektplan und so vieles andere war bis dato auch nicht meine Stärke - ich habe es mir erarbeitet, hart erarbeitet. (Anm.: mit solchen Dingen beschäftigt/e sich J. zum Teil beruflich) Gut, da sind die vielen Schnipsel - aber du selbst forderst Eigeninitiative der anderen Member - na,merkst du was? Du weißt doch mittlerweile recht genau, wie die Musik aussehen soll - mach doch einfach mal! Von den andereren hatte ich bis jetzt erwartet, daß die auch einfach mal machen, verstehst du, machen, und nicht nur reden .... So genug der Kotzerei und nichts für ungut, lieber Frank, das hier ist nicht, ich wiederhole nicht persönlich, sondern spiegelt einfach mal nur Sachverhalte wider und ist nicht gegen Dich gerichtet. Lass uns jetzt das nächste Treffen planen, daß für mich den Charakter eines Meilensteins hat. Wenn nach dem Treffen dann wieder nichts passiert, daß heisst erstmal produziert wird, dann war´s das - und das sehe ich völlig nüchtern und emotionslos. - cu J.- “ Wenn man sich nicht einmal an die eigenen Regeln halten kann, dann tut es mir leid. Somit habe ich eines dazugelernt: Core Tracks wird es für mich in der angedachten Form nicht mehr geben. Denn sie haben ja allen Anschein nach keine Bedeutung. Mal ganz nebenbei, ich habe mich gefragt, was dieses „cu“ in seinen Mails bedeutet. „C“ ..... „U“......? Eine Geheimsprache oder eine Abkürzung? Congress..., Come on..., Care of – ach nein, dann müsste es ja „co“ heißen! Ich wußte es einfach nicht und habe gerätselt, wie wild. Bis ich nach zirka zwei Jahren darauf kam. Wenn man die beiden Buchstaben englisch ausspricht, dann ist es offensichtlich c u – see you. Ich hätte früher darauf kommen können! Selbstverständlich hatte ich nie nachgefragt. Das war mir einfach zu peinlich. Dieses „Core Track“ - Thema ließ mir, trotz meiner Entscheidung keine Ruhe. Also dachte ich nach, woran es liegen könnte, dass sich J. so an seine Songs klammert. Ich bot an, wenn die Zeit gekommen ist, mir seine Musikstücke vorzunehmen und zu schauen, ob man nicht doch einige Ideen um- und einsetzen kann. Damit habe ich kein Problem. Wenn das handwerkliche stimmt, dann könnte aus dem einen oder anderen Konstrukt durchaus ein Songansatz werden. Dann kam ich plötzlich drauf, woran es lag. Wenn man das Gesamtwerk betrachtet, so hat J. im Grunde all die kreativen Entwicklungen und Arbeitsschritte seiner Idee abgegeben. Jemand schreibt die Story, jemand schreibt die Songtexte und ich komponiere. Wo steht dann nachher auf einem Produkt sein Name? „Nach einer Idee von...“, nehme ich an, ist nicht das gewünschte Ergebnis, wie es J. so gern formuliert.