“Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten. In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis.(Woody Allen).”
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Kapitel 22 Der Regisseur

24.10.2006 In den letzten Wochen versuchten wir abermals Autoren in den verschiedenen Internet-Foren zu finden. Es gab einige Interessenten, aber bis heute war kein geeignetes Mitglied dabei. Ich führte Gespräche mit Künstlern, die sich auf meine Anzeige gemeldet hatten. Einige Tage später Jörg ebenso. Heute bekam ich eine sehr informative Mail eines Regisseurs weitergeleitet, mit dem auch ich vor Tagen sprach. Eine Absage, aber inhaltlich aufschlussreich. Ich hoffe, Jörg nimmt sich einige Bedenken, die hier aufgeführt wurden, zu Herzen. Die folgende Mail ist an Jörg gerichtet: Zitat: „ Hallo J., ich habe über das nachgedacht, was Du/Ihr vorhabt. Es gibt zwei Gründe, warum ich dort nicht mitmachen werde: Die Story ist gut, ohne Frage, nur sehe ich aus dieser Geschichte kein Musical werden. Nicht, weil ihr es nicht schafft, nein, ich bin davon überzeugt, dass ihr irgendwann ein Musical auf die Beine stellt. Aber ich glaube eben nicht, dass diese Art von Musical interessant genug ist für den Zuschauer. Ich weiß, Ihr steckt tief in der Materie und seid auch fest davon überzeugt und das ist ja auch gut so, aber mir kommen da Zweifel, ob der ganze Aufwand sich lohnt. Das meine ich nicht finanziell, sondern emotional. Die Erwartungshaltung an Aussenstehende wird von Tag zu Tag größer und die Enttäuschung um so heftiger, je mehr Arbeit investiert wurde. Mit Erwartungshaltung meine ich, dass Ihr von späteren Zuschauern erwartet, dass diese genauso mitgerissen werden, wie ihr jetzt. Glaube mir, ich habe so etwas häufig genug erlebt. Genauso weiß ich, dass jetzt in Dir ein Proteststurm losbricht und der erste Gedanke in Dir war: Der hat ja keine Ahnung. Kein Problem, das ist Dein gutes Recht. Der zweite Punkt ist der, dass bereits einige Menschen sehr stark mit diesem Projekt verhaftet sind. Auch wenn im Moment bei einigen die Arbeit ruht, so werden diese doch sehr genau hinsehen, was ein "Neuer" dort veranstaltet und wie er mit den bereits vorhanden Ideen umgeht. Hier kann es sehr schnell zu Spannungen kommen. Denn was passiert, wenn eine der bereits vorhandenen Ideen nicht funktioniert? Und auf der Bühne funktioniert nicht alles. Das meine ich nicht aus technischer Sicht. Was passiert, wenn ich plötzlich sagen würde, die Hälfte der Ideen sind nicht für die Bühne geeignet, weil sie dramaturgisch und spielerisch nicht passen und diese einfach rausfliegen? Irgendjemand wird dann sagen, wieso meine Idee? Sie war doch so gut und weiß der eigentlich, was der da macht? Das Projekt, in diesem Fall ein Musical, muß immer im Vordergrund stehen. Das Ergebnis ist wichtig, nicht der Weg dorthin. (Aus der Sicht des Zuschauers) Kannst Du für alle sagen, dass jeder so denkt? Es geht hier um Befindlichkeiten und Interessen. Es ist nicht mein Bestreben, mich in so einem Projekt mit derlei Fragen zu beschäftigen. Vielleicht seid Ihr aber auch anders. Wie dem auch sei, ich halte die Story für ein Musical nicht geeignet. Hier sehe ich eher Bücher und ein Hörspiel. Ich hoffe, Du nimmst mir meine offenen Worte nicht allzu krumm. Viele Grüße Stephan„Zitatende Sehe ich hier Parallelen zu den eigenen Auseinandersetzungen? Hat J. wirklich verstanden, was uns Stephan damit sagen wollte? Ich habe noch sehr genau die Diskussionen um den Bösen im Kopf. Oder an andere Vorschläge, die von seinen Ursprungssongs abwichen. Was, wenn wirklich jemand zu uns stößt, der eine klare Vorstellung davon hat, wie ein Musical und eine Geschichte aufgebaut sein muss? Einer, der dann tatsächlich aufräumt und gewisse Handlungsstränge eleminiert, wie es dieser Regisseur beschrieb. Wird dann Jörg um jede seiner Ideen kämpfen, wie er es bisher tat? Kann er loslassen oder lässt er am Ende lieber jemand Fähigen gehen, als zu verzichten? Es ist schwierig. Und ich möchte es mir jetzt auch nicht ausmalen. Nichtsdestotrotz hat mich diese Antwort sehr berührt und zum Nachdenken angeregt. Anscheinend gibt es derartige Probleme, wie sie bei uns auftraten, auch woanders. Verständlich und nachvollziehbar. Was den Inhalt der Story angeht, da weiß ich nicht, was Jörg erzählt hat und wie dick er aufgetragen hat. Es kann sein, dass er die falschen Prioritäten gesetzt hat. Das weiß ich nicht und möchte das hier nicht unterstellen. Aber: Etwas hat diesen Mann dazu veranlasst, von der Story und seinen Inhalten Abstand zu nehmen. Schade. Ich bedauerte dies. Jemanden dabei zu haben, der einiges von Dramaturgie, Theaterumsetzungen und Schauspielerei versteht, wäre für mich hilfreich gewesen.