“Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten. In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis.(Woody Allen).”
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Kapitel 23 Eine trügerische Ruhe kehrt ein

Vorbei. Aus und vorbei. Nein, nicht unser Projekt. Das Jahr 2006. Ich sitze hier und heute, am letzten Tag des Jahres vor meinem Computer und denke nach. In wenigen Stunden fängt ein neuer Kalender an. Die Weihnachtszeit ist wie vorhergesehen vergangen und es kehrt langsam Ruhe ein. Nicht allein in meinem Umfeld, sondern gleichermaßen an unserem Musical. Stillstand möchte ich nicht sagen, eher ein wenig Besinnlichkeit, wenn man es so ausdrücken möchte. Diesen Umstand verdankte ich mehreren Ereignissen. Verschiedene Interessenten meldeten sich auf unseren gemeinsamen Aufruf zur Mitarbeit, aber das Ziel zu erreichen, den Richtigen bald dabei zu haben, war nicht abzusehen. Es wurden weitere Gespräche geführt, aber, die einen wollten nur Geld sehen und andere machten einen Rückzieher. Sätze wie: „...das ist viel zu groß für mich...“ oder „...meine Zeit lässt solch eine Aufgabe nicht zu....“ hörten wir mehrmals. Da kann man vermutlich nichts ändern. Wir stehen da und es passiert nichts. J. hatte den Beschluss gefasst, sein Leben ein wenig zu verändern. Er war es leid, ein Single zu sein. Gedanken darüber äußerte er des Öfteren, aber eine Konsequenz daraus gab es bisher nicht. Bedenken in Hinblick einer früheren Beziehung machten sich in ihm breit. Die unzähligen Vorteile eines Single-Daseins spielten eine Rolle bei seiner Entscheidung, allein zu bleiben. Andererseits fehlte ihm das gewisse Etwas in seinem Leben, das die alte Entscheidung revidierte. Zielstrebig, wie er ist, setzte er alles daran, dem alten Zustand Lebewohl zu sagen. Nach einigen Wochen fand sich der spruchwörtliche Deckel, der zum Topf passte. Jörg ist derzeit glücklich und verliebt. Dieses Ereignis bringt mich in eine Art von Normalität. Kaum Telefonate mehr, in denen wir uns gegenseitig erzählten, warum das Musical nicht voran kam. Seinem Terminkalender wurden nun andere Dringlichkeiten zugewiesen. Bei den „Recherchen“ nach der richtigen Partnerin stieß Jörg auf eine Dame der schreibenden Zunft. Kurzgeschichten und Gedichte sind ihr Hobby. Das gefiel ihm. Obwohl der genannte Draht für eine Beziehung nicht vorhanden war, ließ er diesen Umstand, eine potenzielle Anwärterin unseres Projektes kennengelernt zu haben, nicht ungenutzt. Nach einigen Mails und Telefonaten trafen wir uns kurzfristig mit Anne, so hieß die Dame, in einem Café. Ihr Interesse für unsere Arbeit konnten wir wecken, obwohl eine verbindliche Entscheidung ihrer Mitarbeit bis zum heutigen Tage aussteht. Ich erlebe in den letzten Monaten und Wochen, dass Jörg dazu lernt. Den Eindruck habe ich. Ob es anhält wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Eventuell ist es nur eine Phase, die schnell wieder vorbeigeht. Viele Gegebenheiten, die ich beschrieb, sein Blick auf sein Privatleben und verschiedene gesundheitliche Probleme gaben den Anlass, einen Lernprozess auszulösen, wie ich ihn seit den Anfängen unserer Arbeit nicht erleben durfte. Eine zunehmende Gelassenheit und innere Ausgeglichenheit merkt man ihm mittlerweile an. Unserem Musical kann dies nur dienlich sein. Trotz unseres Engagements war niemand bereit, unser Theatermanuskript zu schreiben. Es blieb ein leidiges Thema. Der gesamte Arbeitsprozess stockte. Unvorhersehbare Umstände hinderten unsere vermeintlich kreativen Köpfe an einer Weiterarbeit. Uns war bewusst, dass ein einziger Aufgabenbereich den gesamten Prozess in die Länge ziehen, oder aufhalten kann. Dass es die Grundlage des Projektes sein wird, hätten wir uns kaum ausmalen können. Bisher war es J., der das Tempo vorgab. Diesmal ärgerte ich mich darüber, dass es nicht weiterging. Wie lange sinniere ich nun darüber? Ich schaffte es zwar, weitere Stücke musikalisch aufzuarbeiten und Zusatzideen zu entwickeln, aber ohne weiterführende Inhalte, schreiben wir kein Musical. Zwischen den Jahren überlegte ich, was zu tun sei. Warum beginnen wir nicht, gemeinsam zu schreiben? Das wäre eine logische Konsequenz unserer Erfahrungen. Nur Jörg und meine Wenigkeit. Ich behauptete immer, keine Songtexte schreiben zu können. Mit den Ideen für das Musical und meinem Willen wurde ich eines Besseren belehrt! Ich muss nicht einmal Songtexte verfassen. Dafür war Torsten zuständig. Dialoge und Situationen zu beschreiben, sollte jedoch möglich sein. Diesen Vorschlag unterbreitete ich Jörg. Er war einverstanden. Obwohl meine Bedenken im Raum standen, tatsächlich etwas auf den Weg zu bringen, vereinbarten wir den ersten Termin. Wer, wenn nicht wir hatten die konkreten Vorstellungen für eine Geschichte? Diese Herangehensweise hätten wir viel früher in die engere Wahl nehmen sollen. Ich bin gespannt, ob es funktioniert. Und je mehr ich darüber nachdenke, um so besser gefällt mir das. Ich erwischte mich in den letzten Tagen dabei, Szenarien zu erstellen, die ich mit Freude auf einer Bühne sehen würde. Das Dumme war nur, ich schrieb sie nie nieder.