“Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten. In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis.(Woody Allen).”
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Kapitel 32 Schon wieder

21.06.2007 – Die Aufregungen der letzten Wochen hatten sich gelegt, so dass wir ohne größere Diskussionen weiterschrieben. Die Hälfte des Jahres ist vorbei und ich schätze, dass wir spätestens im Herbst mit unserem Roh-Manuskript fertig sein werden. Die ersten Überlegungen, wie es danach weiterginge, besprachen wir in wenigen Telefonaten. Es wird nach langer Zeit ein offizielles Treffen geben. Das Desaster unserer Planung im Sommer letzten Jahres war uns eine Lehre. Daher wird unsere Zusammenkunft in einem kleinen Rahmen stattfinden. Die umfangreichen Vorbereitungen für ein Treffen im vorigen Jahr waren getroffen. Jörg und ich planten eine große Runde mit allen Mitstreitern. Da Manfred aus Bayern kommt, wollten wir unseren Treffpunkt in Mitteldeutschland abhalten und entschieden uns für Erfurt. Ich hatte mich bereit erklärt, wie schon für Braunschweig, eine passende Unterkunft zu organisieren. Die Zimmer waren reserviert und wir planten die Inhalte. Jörg stellte wieder eine „Agenda“ zusammen und es kam, wie es kommen musste. Trotz anfänglicher Zusagen sprangen nach und nach unsere lieben Kollegen ab. Unvorhersehbare Dinge, berufliche Veränderungen und, man glaubt es kaum, ein Fußballspiel des Kindes kamen urplötzlich dazwischen, so dass sich die Anzahl der Teilnehmer auf drei Mann reduzierte. Somit konnten wir den Gedanken eines Treffens fallen lassen. Im Nachhinein gesehen war das gut. Von zwei unserer Teilnehmer hörten wir bis heute nichts mehr und zu guter Letzt hatte das Hotel, in dem ich reservierte, unsere Bestellung der Zimmer völlig ignoriert. Das erfuhr ich aber erst, als ich absagen wollte, eine Woche vor unserer geplanten Anreise. Aber nun müssen wir zunächst unsere Ideen soweit fertig schreiben, um an weitere Schritte denken zu können. Mein geplantes Jugendprojekt ging ebenfalls in eine weitere Runde. Meine Überlegungen, dem Aufnahmestudio fern zu bleiben, revidierte sich von selbst. Die angemietete Örtlichkeit wurde aus öffentlichen Mitteln bezahlt und die Betreiber hatten nur wenig Erfahrung. Daher entschloss ich mich, die Aufnahmen mit den Kindern im Studio zu überwachen. Meine Vorstellungen konnte ich so, vor Ort, besser weitergeben. Das Schlimmste war demnach vorbei. Verteilt auf gut drei Tage sangen oder sprachen unterschiedliche Kinder und Jugendliche meinen Song ein, dass ich in meinem eigenen Studio die Nacharbeiten erledigen kann. Die Woche vor den Aufnahmen für das Jugendprojekt war musikalisch recht kurios. Dieses Thema passt zwar nicht zu meinen Aufzeichnungen, aber es ist mir ein paar Zeilen wert. Torsten lud mich vor ein paar Wochen zu einem Konzert ein, zu dem er Freikarten erhielt. Ich ließ mich überreden, nach Niedersachsen zu fahren. Bei ihm zu Hause angekommen, tranken wir noch einen Kaffee, unterhielten uns kurz und fuhren gleich darauf nach Celle. Ich fühlte mich an diesem Abend zurückversetzt in die guten alten Achtziger. Wir sahen uns Extrabreit an. Ich hatte diese Band vor 15 Jahren bereits gesehen. Mit „Flieger, grüß mir die Sonne“ oder „Polizisten“ ließ ich meine Jugend hochleben. Es war wunderbar. Ich weiß nicht, in welchem Alter sich die Musiker befinden, aber ich musste ihnen meinen Respekt aussprechen, dass die Herren noch heute eine Kraft in ihrer Musik ausstrahlen, die seinesgleichen sucht. Es machte einfach Spaß. Ich übernachtete bei Torsten und fuhr am nächsten Tag nach Hause. Auf meinem Weg durch die Stadt fielen mir einige Flyer und Plakate auf, die auf einen nächsten Höhepunkt hinwiesen, den ich mir nicht entgehen lassen konnte. Am nächsten Tag sollte ein weiteres Idol meiner Jugend auftreten. Ich war völlig aufgeregt. Angekündigt war: Hubert Kah! In meiner Zeit als Unterhaltungsmusiker hatten wir einige seiner Songs im Programm. Auch heute noch höre ich ab und an mit Genuss seine alten Platten. Somit stand ich am Folgetag bei schönstem Wetter vor einer kleinen Bühne und wartete. Im Vorprogramm sang Markus. Ja, genau der: „...ich will Spaß, ich geb´ Gas...“ Gut, das hätten sich die Veranstalter schenken können. Außer dem oben genannten Song und „Kleine Taschenlampe brenn“ hatte der Junge nichts im Gepäck, außer ein paar fremde NDW-Lieder, die er nachsang. Unter anderem den Flieger-Song von Hans Albers, den ich vor zwei Tagen in einer originelleren Coverversion hörte. Und dann kam er. Schwarze Klamotten, irrer Blick, eine gute Begleitband und den Sound, den ich liebte. Ich schaute nicht auf die Uhr, aber ich glaube, das Konzert war viel zu schnell vorbei. Ich hätte noch Stunden diese Musik hören können... Ein anderes Ereignis hatte mich in diesen Tagen ebenfalls beschäftigt. Vor eineinhalb Wochen verstarb die Großmutter meiner Frau. Die Familie, ich eingeschlossen war tief betroffen und versuchte so gut es ging, die Woche bis zur Beerdigung zu überstehen. Es war angenehm, dass ich die beschriebene Abwechslung und meine Arbeit in dieser Zeit hatte. In meiner Filiale kam ich durch Zufall mit einer jungen Frau ins Gespräch. Ich erzählte, dass es mir zur Zeit nicht gut ging und mit welchen Mitteln ich Ablenkung suchte. So kam ich auf unser Musical zu sprechen. Sie war interessiert und eröffnete mir, dass sie ebenfalls schrieb und ständig nach Inhalten für Neues suchte. Sie schrieb keine Songtexte oder Gedichte, sondern Bücher. Vom Kriminalroman bis hin zur Science Fiction-Geschichte. Teilweise richtige Wälzer bis zu eintausend Seiten. Ich war interessiert und erzählte ihr von unseren Ideen. So tauschten wir die Telefonnummern aus. In den nächsten Tagen werde ich mich bei ihr melden und versuchen einen gemeinsamen Termin mit Jörg zu vereinbaren. Ich bin gespannt und werde meine Erwartungen diesmal im Zaum halten.