“Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten. In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis.(Woody Allen).”
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Kapitel 39 Hörschaden

Gegen Mitte November kam der Tag, an dem wir weiterarbeiteten. Im Vorfeld glichen wir unsere Arbeitspläne und privaten Kalender ab, um genaue Termine festlegen zu können. Die bisherigen Verabredungen waren eher lose und somit konnte es passieren, dass etwas bereits geplant war, woran man nicht mehr dachte. Jörg verläßt sich hier auf sein „gutes“ Gedächtnis. In dieser Phase spielte es keine Rolle, da wir innerhalb der Woche flexibel waren. Aber die Zeit wird knapper und schwerer planbar. Wir dachten, bis zum Ende des Jahres sind wir mit dem Gröbsten durch. Die letzten Wochen hatten außerdem gezeigt, dass unsere sporadischen Versuche weiterzuarbeiten, nichts brachten. Da hieß es oft genug: „Montag schreiben wir“ und am Montag „...ach lass mal...bin viel zu kaputt...“ Einen kleinen Lichtblick gab es dennoch. Ich hatte mit Nina gesprochen. Sie sammelte in den letzten Monaten viele Ideen, um das meiste, laut ihrer Aussage, in den Papierkorb wandern lassen. Noch im November, sprich am letzten Tag, möchte sie uns erste Zeilen und den Anfang des Buches vorstellen. Darauf bin ich sehr gespannt. 27.11.2007 Ich bekam gestern einen riesigen Schreck, von dem ich mich selbst heute nicht erholen konnte. Gegen Abend begutachtete ich noch einige Tondokumente auf meinem Rechner, wie zum Beispiel ein Demo meiner gestrigen Komposition für das Musical. Da ich zwei Computer für meine Arbeiten nutze, schalte ich den Studiorechner nur ein, wenn ich ihn brauche. Mein zweiter ist Mädchen für alles. Von Graphik, über das Internet, bis hin zum Schreiben nutze ich ihn täglich. Auf ihm werden dann die Musikdateien in einem simplen MP3-Format hinterlegt, wenn ich sie anhören möchte. Etwas stimmte beim Abspielen nicht. Die Musik war mit einem hochfrequenten Doppelton unterlegt, was nur auf meine Soundkarte schließen läßt. Das Gerät ist etwas älter, so dass regelmäßig kleine Zimperlein auftreten. Meist ist das ganze mit einem Neustart behoben. Da ich keine Lust hatte, erneut zu starten, versuchte ich andere Dateien zu öffnen, die dem selben Effekt unterlagen. Na gut, dachte ich, beendest du deine Computerzeit und gesellst Dich zur Familie, die fern schaute. Als ich in meiner Küche stand, sprach mich meine Tochter an und ich erschrak. Meine Tochter hörte ich mit dem selben Effekt sprechen, wie zuvor im Studio die Tondateien. Nur, dass jetzt meine Soundkarte nicht mehr im Spiel war. Erst in diesem Moment bemerkte ich ein zweites hochfrequentes Geräusch, dass sich nicht mehr verabschiedete. Na prima, nun hab ich noch einen Tinnitus dazu bekommen. Genau den kann ich jetzt richtig gut gebrauchen. Genauso wie einen Wasserschaden oder einen kaputten Motor in meinem Auto! Ich sollte zunächst meinen Doktor konsultieren, um der Sache auf den Grund zu gehen... 29.11.2007 Es scheint voran zu gehen. Abgesehen von einigen technischen Diskrepanzen in unserer Arbeitsumgebung und meinem defekten Telefon, die das Arbeiten erschwerten, fiel es uns leicht, die Geschichte weiter zu schreiben. Da es mittlerweile nicht mehr viel gibt, woran Jörg sich festhalten muss, halten wir ohne sinnfreie Diskussionen und Auseinandersetzungen Kurs auf das Ende. Wir entwickelten viele Ideen, die sich in den nächsten und letzten Szenen abspielen werden. Vielleicht sind wir nicht so weit davon entfernt, erste Korrekturen vornehmen zu können. Der erste Schritt, den wir uns vornahmen, wird eine Lesung sein. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich den gesamten Inhalt unserer Niederschriften im Zusammenhang las. Nichts desto trotz freue ich mich auf diesen Tag. Selbst wenn er erst im Frühjahr stattfände. Mein Arztbesuch hat nicht viel neues gebracht. Meine Öhrchen sind allem Anschein nach in Ordnung. Im Moment zumindest. Der durchgeführte Hörtest, wies ausschließlich ein geschultes Ohr aus und war bestens. Dadurch bescheinigte man mir wenigstens, dass meine Musik in all den Jahren keinen negativen Einfluss auf meine Hörfähigkeit hatte. In einem viertel Jahr wird noch eine gesonderte Untersuchung stattfinden, die dann meine Hör-Nerven betreffen. Gut, ich weiß zwar jetzt noch nicht, warum mir mein Gehör einen Streich gespielt hat, aber ich hoffe, dass dies eine Ausnahme darstellte. Eventuell war es der Stress der letzten Monate.