“Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten. In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis.(Woody Allen).”
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Kapitel 47 Alles nur geklaut

26.09.2009. Derzeit ist Wahlkampf für die Bundestagswahl. Torsten und ich sind nicht nur Anhänger, sondern auch Mitglieder konkurrierender Parteien. Seit Tagen bekomme ich von ihm per E-Mail regelmäßig Infomaterial seiner Partei zugesandt. Er von mir ebenso. Dabei ist uns beiden bewusst, den anderen nicht von den eigenen politischen Ambitionen überzeugen zu können. Es macht einfach nur Spaß, wie die eigene Partei über die andere herzieht. Es ist von uns nicht ernst gemeint. Von den Parteien schon. Wir diskutieren auch kaum miteinander über politische Inhalte. Wir stehen in unserem Arbeitsleben auf zwei völlig unterschiedlichen Seiten. Deshalb ist es unnötig, unsere Positionen ernsthaft zu hinterfragen. Zwischen dem Austausch mit Torsten von kleinen Filmchen, Internet-Links und Bildern befand sich auch eine Mail, die mich aufhorchen ließ. Es ging um unser Musical. Ich vermied es in diesen Aufzeichnungen bisher, den Namen unseres Musicals zu nennen. Aus gutem Grund. Es spielt hier und in meinen Erinnerungen keine übergeordnete Rolle. Commander Jameson Das ist der Name unseres Helden und der Ursprung zur Idee. In unserer Geschichte wurde unser Namensgeber zum Käpt´n befördert. Das ändert aber nichts an der Situation, die jetzt entstand: Vor Jahren recherchierte ich, wie dieser Nachname in der öffentlichen Wahrnehmung vertreten ist und ob er eine besondere Rolle in der Welt spielt. Meine Erkenntnis lautete: Nein! Abgesehen von einer irischen Whiskey-Marke, einer Dame der pornografischen Zunft, einem schottischen Naturhistoriker, sowie einigen unbedeutenden Persönlichkeiten der Neuzeit ist dieser eher ein traditioneller Nachname in Großbritannien, Australien oder den USA, ohne Prominenz und größerer Bedeutung. In den Suchmaschinen dieser Welt findet man in erster Linie das oben genannte alkoholische Getränk. Ich konzentrierte mich auf den besagten Nachnamen. Diese Nachforschungen hatten allein den Sinn, in Zeiten einer Veröffentlichung oder eines Erfolges unserer Publikationen keine urheberrechtlichen oder markenrechtlichen Probleme herauf zu beschwören. Ich biete ungern eine Vorlage, mich verklagen zu lassen. So weit, so gut. Was ich unterließ, ist das Zusammenspiel des erdachten militärischen Ranges und des Namens. Hier knüpfte eine Mail von Torsten an. Mit der Überschrift „ach daher hat er den Namen ....siehe 10 Fakten ..... „ sandte er mir einen Ausschnitt eines Artikels aus dem Internet. Es ging grob umrissen um ein Computerspiel aus dem Jahre 1984. Zum 25-jährigen Jubiläum erinnerte man sich hier an eine Revolution und Einzigartigkeit, die das Spiel in jenen Jahren auslöste. Die Macher aus England planen derzeit eine Neuauflage und alle Fakten zu den Hintergründen und der Idee wurden beschrieben. Eine der Fakten lautete: „Der Spieler übernimmt die Rolle von Commander Jameson“. Oh, dachte ich und las mir alle Informationen vollständig durch. Hier war die Rede von Piraten, Handelstationen, von Hyperraumsprüngen und von Namen und Bezeichnungen, die ich wiedererkannte. Das kann nicht sein! Ist das ein Zufall? Da mich Computerspiele und deren Herkunft nie interessierten, war mir der Name des Spiels und die genannten Nachfolger nicht bekannt. Nur hier handelte es sich nicht um irgendeine kleine Randerscheinung, sondern um ein hunderttausendfach verkauftes Spiel. Jedem aus meiner Generation, der solche Spiele besaß und mochte, ist der Name und sogar die der Nachfolger und Nachahmer geläufig. Was nun? Was ist, wenn die Neuauflage der Engländer Erfolg hat? Was ist, wenn sich dieser Erfolg ausweitet und verkaufsfördernde Produkte folgen? Ein Buch, ein Film, Hörspiele oder gedruckte Publikationen? All das würde bedeuten, dass unser „Jameson“ ein Abklatschprodukt wird. Mit oder ohne eigenständige Geschichte. Es wäre egal. Die Leute fänden einen Zusammenhang. Ich schrieb Jörg, dass mir diese Erkenntnis schwer im Magen liegt und wollte gleichzeitig wissen, ob es einen Zusammenhang gab. Eine Antwort folgte prompt: „ Hi Frank, habe mir den Link noch nicht anschauen können, aber, wenn du meinst, dass ich mir Anregungen geholt habe, ja, aber auch von StarTrek, StarWars und und und. Also mache ich mir da keine Sorgen.“ Das war nicht die Antwort, die ich lesen wollte. Kennt er das Spiel, oder nicht? Ist der Name zufällig, oder ist er nur geklaut? Ich wurde deutlicher: „Hallo Jörg, wir sollten auf jeden Fall telefonieren. Sorgen bereitet mir nicht, dass wir uns Anregungen aus dem Sci-Fi Genre geholt haben. Dass es Parallelen zu anderen Geschichten gibt, dürfte überhaupt kein Problem sein. Was mir in diesem genannten Beispiel Bauchschmerzen bereitet, ist der Fakt, dass es einen Commander Jameson bereits gibt, der vor allen Dingen einen direkten Bezug zum Handel und zu den Piraten hat. In diesem Weltraumspiel ist Jameson der Held. Hier gibt es ebenso Hyperraumsprünge, hier gibt es den Namen "Hope", zwar nicht als Raumschiff, sondern als Stadt. Hier gibt es Raumstationen und einen direkten Bezug zur Erde. ... Diese Spieleentwickler waren in den Achtzigern sehr erfolgreich. Das Spiel ...ist hunderttausendfach verkauft worden. .... Du weißt, wie sich ein erfolgreiches Spiel in der heutigen Zeit verkaufen könnte. Da gibt´s dann Merchandising mit allem Quatsch, der verwertbar ist. .... Ich will nicht unken, aber wenn es heutzutage solche Gemeinsamkeiten gibt, ob nun beabsichtigt oder nicht, sind einige Damen und Herren heutzutage sehr schnell drauf und dran, rechtliche Mittel einzulegen, um andere kommerzielle Projekte zu verhindern. Und wir sind an dieser Stelle bereits soweit, dass wir diese Parallele nicht einmal umkehren könnten Denn hier geht es vor allen Dingen um UNSEREN Namen des Musicals: Jameson! Ich habe mich jetzt lang genug mit dem Urheberrecht auseinandergesetzt, um zu wissen, wie es läuft. Gerade, was den Schutz von Namen anbelangt. Kein Mensch würde sich erlauben, den Namen Skywalker, Kirk, Vader oder Picard für solche Geschichten zu nutzen, weil er sich sehr schnell auf rechtliche Probleme einstellen könnte. Vor allen Dingen in jeglichem Bezug zu den Originalgeschichten. Naja, wie gesagt, lass uns telefonieren!“ Wir telefonierten. Er sagte, er kenne das Spiel nicht. Ebenso wenig wie ich, hätte er sich mit Computerspielen in den letzten Jahrzehnten beschäftigt. Die Namensgebung wäre zufällig und nicht beabsichtigt. Die anderen Parallelen, erklärte Jörg, fände man in jedem zweiten oder dritten Science-Fiction-Roman. Er mache sich da keine Sorgen. Ich aber. Sollte mich das jetzt beruhigen? Nein, tat es nicht. Meine Bedenken werden weiter bestehen. Er versprach mir, sich in der nächsten Zeit tiefgreifender mit diesem Problem zu beschäftigen. Solange werde ich mit einem unguten Gefühl weiterarbeiten müssen.