“Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten. In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis.(Woody Allen).”
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Kapitel 54 Hausmusik

05.06.2012 Zehn Monate ist es her, dass ich diese Zeilen vervollständigte. Die Zeitabschnitte werden immer länger. Zehn Monate, in denen sich viele Ereignisse aneinanderreihten. Wie sich mittlerweile jeder denken kann, schreiten die Arbeiten am Musical kaum voran. Ich war es leid, Gedankenspielen und Theorien Jörg´s zu Kalkulationen, Finanzierungen und der Warums des Nicht-Erbringens meiner abgeforderten Aufgaben zu folgen und konzentrierte mich auf andere Dinge. Das Thema der Finanzierung war, wie erwartet, schnell vom Tisch. Anfang September fand unter Mitwirkung einiger Freunde und ehemaliger musikalischer Weggefährten das vorbereitete Konzert statt. Es war ein voller Erfolg. Zur Erinnerung filmten wir das Spektakel mit drei Kameras und erfreuen uns bis heute an diesem Mitschnitt. Es machte Spaß, wieder auf einer Bühne zu stehen. Unerhörten und unerwarteten Spaß! Recht entspannt habe ich, mit und ohne Manuskript, viele Programmpunkte während dieses Ereignisses kommentiert und angekündigt. Zum ersten Mal in meinem Leben. Ich weiß nicht, woran es lag, aber es funktionierte, im Gegensatz zu den ersten Jahren unserer öffentlichen Auftritte meiner damaligen Band. Interessanterweise löste dieser Tag und der wohlwollende Abend Begehrlichkeiten aus. Ich nahm im Vorfeld an, dass diese Veranstaltung eine Ausnahme bleiben wird. Wenn ich die letzten Monate betrachte, muss ich meine Grundgedanken revidieren. Einige Wochen nach dem Konzert sprach mich mein ehemaliger Gitarrist Heiner an und fragte, ob ich nicht Lust dazu hätte, diese musikalische Geschichte weiter zu führen. Ganz unverfänglich und ohne Vorsatz trafen wir uns, mittlerweile sehr regelmäßig, und studieren altes und neues Material ein. Wir hatten mehr als 15 Jahre nicht mehr miteinander musiziert. Nach den ersten Treffen fanden wir sehr schnell eine gemeinsame musikalische Linie und verfolgen sie seitdem. Ich finde diese Vorgehensweise sehr interessant und inspirierend, da wir uns auf eine Art von akustischer Umsetzung konzentrierten. So etwas gab es in meiner musikalischen Laufbahn bisher nicht. Meist stand ich eher hinter Synthesizern und anderen elektronischen Instrumenten, statt vor einem Klavier. Kein Schlagzeug, dass den Takt anführt, kein Bass, der den Rhythmus vorgibt und kein Band, dass ein Halbplayback abspielt. Nur das Klavier und die Gitarre von Heiner. Das führt seitdem dazu, meine eigenen Songs zu analysieren und das Wesentliche herauszuarbeiten. Ich nehme an, dass diese Arbeit in einer Konzertreihe münden wird. Zumindest sieht alles danach aus. Darauf bin ich sehr gespannt. Die Arbeiten am Musical gingen gegen Ende des Jahres ein wenig unter. Unter anderem auch, weil sich in Jörg´s Leben ein großer Umbruch anbahnte. Dies war abzusehen. Bereits in den Vorjahren konzentrierte sich sein Arbeitgeber auf die Reduktion der Kostenseite. Dazu gehörte auch der Personalabbau. Stetig und regelmäßig versuchte der Konzern seine Mitarbeiter in großem Umfang loszuwerden. Anfangs sah Jörg noch immer einen Lichtblick, da die besser bezahlten Jobs von Kündigungen oder deren Empfehlung verschont blieben. Nun sah die Situation anders aus. Die Vorgehensweise der Unternehmensführung griff sehr gezielt diese Mitarbeiterschaft auf und versuchte mit recht drastischen Mitteln und überdurchschnittlich hohen Abfindungsangeboten, Einschüchterungen und Schwarzmalerei diese zu einer Kündigung zu bewegen. Da soziale Aspekte bei Jörg nicht griffen, denn er war nicht verheiratet, hatte keine Kinder oder eine Hausfinanzierung, war klar, wer in diesem Falle als Erster gehen muss. Er und andere in ähnlicher Lebensweise. Diesmal war es Jörg bewusst, dass es nicht mehr viele dieser Chancen gäbe, sich einen Abschied gut bezahlen zu lassen. Er entschied sich, dem Angebot zu folgen und seit dem Beginn diesen Jahres ist er ein freier Mann und bereitet seine Selbständigkeit vor.